Traditionssegler Fridtjof Nansen, August 2001

 

Im August 2001 fuhr ich als Trainee auf der FRIDTJOF NANSEN. Hier meine Erfahrungen. Uebrigens, es interessiert an Bord keinen, dass du nur ein Trainee bist. Es muessen eh alle dieselbe Arbeit machen. 

- Es gibt eine 0-4, eine 4-8 und eine 8-12-Wache. Jede Wache bekommt einen Mast zugewiesen, den sie bei All-Hands-Manoevern bedienen muss. Bei keinen All-Hands-Manoevern muss die Wache, die gerade dran ist alle anfallenden Arbeiten erledigen. Waehrend ihrer Wache musste die Wache Reinschiff machen. Das heisst, ihren Teil vom Schiff putzen.

- Wenn man Backschaft hat, hat man eigentlich keine richtige Freizeit. Es sei denn, man schafft es, die Arbeit gut unter sich aufzuteilen, sodass jeder mal eine halbe Stunde frei hat. Du wirst um 6.00 Uhr geweckt, dann hast du noch viel Zeit bis halb 8 fuer die erste Wache das Freuhstueck vorzubereiten. Von halb 8 bis halb 10 kannst du die langsam eintrudelnde Mannschaft bedienen, waehrend deine Mitbackschaftler schon mit dem Abwasch anfangen. Spaetestens um halb 11 sollte man sich klar sein, was man zum Mittag serviert. Das Mittag muss um viertel vor 12 fertig sein - spaetestens. Das heisst, du hast eine Stunde zum Kochen und du musst aus den spaerlichen Sachen, die du in der Fresslast findest ein Essen kombinieren. Solltest du auf die Idee kommen, irgendetwas zu backen, solltest du 7 Stunden vorher anfangen. Wir haben abends um 11 die Kartoffelauflaeufe reingestellt und morgens um 6 waren sie fertig! Dann servierst du wieder eine Stunde lang MIttagessen, dann darfst du abwaschen. Dann darfst du Kuchen backen, der um 3 Uhr fertig sein muss. Du solltest vielleicht vor dem Abwaschen damit anfangen... Nach dem Kuchen servieren kannst du das Geschirr vom Mittagessen und vom Kuchen abwaschen. Um 6 Uhr muss das Abendbrot fertig sein.  Zum Abendbrot kannst du entweder den Rest vom Mittag neu tarnen und wieder hinstellen oder du kannst kaltes Abendbrot servieren. Nach dem Abendbrot brauchst du ungefaehr 3 Stunden um das Geschirr abzuwaschen, die Kueche und die Messe zu putzen, sowie deine angebratenen Pfannen. Danach hast du Freizeit. Dafuer hast du deine Nachtwache vor und nach der Backschaft frei und musst nicht am Segelalarm teilnehmen. Backschaft hast du ungefaehr einmal pro Woche.

- Zu der Nachtwache gehoert uebrigens dazu, das Brot fuer den naechsten Tag zu backen. Du solltest es spaetestens um 11 in den Ofen stellen, damit es morgens fertig ist.  Es werden zwei Ofen voll Brot gebacken. Jeder Ofen baeckt 2-3 Stunden. Die Nachtwachen geben dabei die Aufgaben aneinander ueber.

- Schade war, dass viele Segel kaputt waren und daher das Schiff etwas unvollstaendig aussah. Wir haben waehrend der Reise den Flieger und den Aussenkluever geflickt. Die beiden Untermarsen waren nicht angeschlagen, weil sie kaputt waren und die Stengestagsegel fehlten auch. Und das Grosssegel felte auch. Wir haben das Besansegel dafuer an den Grossmast angeschlagen, was aber aber das Wenden vor allem verhindert. So mussten wir Halsen fahren. Das Besantoppsegel war zwar in Ordnung, wurde aber aus Schoenheitsgruenden nicht gesetzt, weil das Besansegel fehlte (oder veilleicht doch, weil es das komplizierteste Segel ist???)

- Ruder gehen darf jeder, egal wie gut oder schlecht. Bloss beim Am-Wind-Segeln weicht man ziemlich schnell vom Kurs ab, wenn man es (noch) nicht kann. An Bord heisst das "Seeschlangen fahren". Das hatte ich auch oefter...

- Wenn dir langweilig ist, gibt es genug Arbeit fuer dich. Selbst wenn dir nicht langweilig ist, gibt es genug Tage, an denen jeder, der gerade an Deck ist, sofort eine Arbeit zugewiesen bekommt. Zum Glueck gab es 3 Jens an Bord, so dass ich mich nicht immer angesprochen fuehlen musste. 

- Schoen sind die Sonnenaufgaenge. Ich habe versucht, einige zu fotografieren. Leider nicht den interessantesten. Da war der Himmel nocht rot, sondern blau. Richtig blau.

- In der Flaute ist die Stimmung meist mies. Man kommt nicht voran und zu allem Ueberfluss werden auch noch besonders viele Arbeiten verteilt. Dafuer kann man sehr oft schwimmen gehen. Die Arbeiten dienen zum Instandhalten des Schiffes und sind daher gruendlich zu verrichten.

- Man muss immer alles ganz langsam machen, denn wenn man fertig ist, dann brummt einem jemand sofort die naechste Arbeit auf!

- Egal, was du anhast, es ist nach einem Tag dreckig, voller Farbe, Schmiere, Rost... du solltest vielleicht olle Klamotten mitnehmen. Es interessiert keinen, wie du rumlaeufst. 

- Alles in allem hat es Spass gemacht und ich freue mich schon auf das naechste Mal. Dann als Stammcrewanwaerter...

Jens Beuse. August 2001

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